Nachhaltigkeit: Handeln für die Zukunft

Seit jeher zieht sich das Thema Nachhaltigkeit wie ein grüner Faden über das Festival. In einer immer schnelleren technisierten globalen Welt ist das Handwerk ein großer Teil der Lösung zukünftiger wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und sozialer Problemstellungen. Die Fähigkeiten und Fertigkeiten des handwerklichen Könnens tragen dazu bei, verantwortungsvoll auf das Tun und Handeln zu blicken, die erworbenen, vom Menschen gemachten Produkte und die Ressourcen als begrenzt wertzuschätzen. Handwerk mit Verantwortung ist ein zukunftsorientiertes Arbeitsprinzip, das ein neues Denken unternehmerischen Handelns fordert, denn „eine erfolgreiche freie Gesellschaft wird immer in hohem Maße eine traditionsgebundene Gesellschaft sein“

Naturfasern: Rohstoffe der Zukunft

Großes Interesse zeigten die Besucher an der erstmalig eingerichteten Ausstellung „Plant Fibers“ in der Trendzone im Thunsaal des Schloss Maretsch. Die Ausstellung der Textilpflanzen und daraus gewonnenen Produkten aus dem Archiv der Europäischen Textilakademie bot einen spannenden Einblick in die zahlreichen Möglichkeiten der Nutzung und Verarbeitung von Naturfasern. Die Begeisterung der Besucher hat gezeigt, dass die Initiative als wichtige Information und Anregung für den gesamten Sektor anerkannt wird. Diesen Weg entwickeln wir ständig weiter, mit dem Ziel, die Aspekte der Nachhaltigkeit stets im Auge zu behalten und daraus resultierende Richtlinien umzusetzen.

Green Deal und die europäische Strategie für den Textilsektor

“Umwandlung der Europäischen Union in eine gerechte und wohlhabende Gesellschaft mit einer modernen, ressourceneffizienten und wettbewerbsfähigen Wirtschaft, die im Jahr 2050 keine Netto-Treibhausgasemissionen verursacht und in der das Wirtschaftswachstum vom Ressourcenverbrauch abgekoppelt ist”.

Der Europäische Green Deal ist ein politisches Dokument der Europäischen Kommission in Form einer Mitteilung an das Parlament im Dezember 2019, mit dem sich die EU zu ehrgeizigen ökologischen Herausforderungen verpflichtet. Für die Industrie bedeutet dies Ziele wie: keine Umweltverschmutzung, Wiederherstellung von Ökosystemen und biologischer Vielfalt, Dekarbonisierung von Energiequellen, Einführung von Kreislaufproduktionsmodellen. Die Textilindustrie wird ausdrücklich als “vorrangiger ressourcenintensiver Sektor” genannt, für den ein spezieller Aktionsplan gilt.

Die Europäische Kommission ist sich bewusst, dass die ehrgeizige Vision des Grünen Deals einen Transformationsprozess und kostspielige Anstrengungen für einige Sektoren und Mitgliedsstaaten bedeutet. Sie sieht daher “einen kohärenten Einsatz aller politischen Hebel vor: Regulierung und Normung, Investitionen und Innovation, nationale Reformen, Dialog mit den Sozialpartnern und internationale Zusammenarbeit. Die europäische Säule der sozialen Rechte wird als Richtschnur dienen, um sicherzustellen, dass niemand von diesem Prozess ausgeschlossen wird”.

Aber selbst das reicht möglicherweise nicht aus. Der Grüne Deal wird sich auch auf die internationale Handelspolitik auswirken, falls Nicht-EU-Länder keine Maßnahmen ergreifen, die mit den europäischen Ambitionen übereinstimmen. Es sind auch Ausgleichszölle vorgesehen, damit der Preis der Einfuhren den CO2-Fußabdruck und die Auswirkungen auf die Umwelt berücksichtigt, wobei die WTO-Regeln eingehalten werden. Hinzu kommt ein weitgehend undurchsichtiges Zertifizierungssystem textiler Produkte.

Das Ziel eines Kreislaufwirtschaftsmodells betrifft unmittelbar den Textilsektor, der zu einer effizienteren Ressourcennutzung und zur Reduzierung und Wiederverwertung von Abfällen verpflichtet ist. Die Ausweitung der EPR-Vorschriften (Extended Producer Responsibility), die die Kosten für die Entsorgung von Produkten am Ende ihrer Lebensdauer den Unternehmen aufbürden, ist auf Textilien eine Verpflichtung, die 2018 in der europäischen Richtlinie über die Kreislaufwirtschaft festgelegt wurde und in Italien im September 2020 in Kraft tritt. Das Gesetz sieht vor, dass bis 2022 Konsortien für die Verwertung gebrauchter Textilerzeugnisse gegründet werden, die sich aus Beiträgen der Unternehmen finanzieren, wie dies bereits heute der Fall ist.

Neben den vielen politischen Initiativen, die mit dem Green Deal in Einklang gebracht werden müssen gibt es die EU-Strategie für nachahltige Textilien, zu deren Definition im März 2021 eine öffentliche Konsultation eingeleitet wurde. Ehrgeizige Ziele also, aber auch große Chancen für die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Unternehmen im Textilsektor.